Merseburger Zaubersprüche: Studierende recherchieren zu Ausstellungsformaten
Im Seminar „Projekt Informationsdesign“ erarbeiteten Studierende im Rahmen eines Gestaltungswettbewerbs künstlerische Konzept für eine Installation im öffentlichen Raum über die Merseburger Zaubersprüche. Das Projekt begann mit intensiver Recherche, sowohl zu den historischen Hintergründen der Zaubersprüche als auch zu möglichen Formen der Umsetzung. Bevor sie eigene Ideen entwickelten, stellten die Studierenden in Kurzvorträgen inspirierende Ausstellungsformate vor.
Die Präsentationen der Recherche-Ergebnisse bildeten den Auftakt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der kulturellen und historischen Bedeutung der Merseburger Zaubersprüche. Zentrale Frage des Semesterprojekts war, mit welchen Mitteln die Merseburger Zaubersprüche stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden könnten. Dabei standen ganz unterschiedliche Herangehensweisen zur Diskussion – von klassischen Museumsansätzen über interaktive Medieninstallationen bis hin zu partizipativen Formaten. Auf diese Weise lernten die Studierenden nicht nur das vielfältige Potenzial verschiedener Ausstellungsformen kennen, sondern konnten auch erste Ideen für ihre eigenen Gestaltungsprozesse entwickeln.
Zusammenfassungen der Kurzvorträge sind bei den Beiträgen als Download verfügbar.
Der Wettbewerb wird vom Rotary Club Merseburg und der Hochschule Merseburg gefördert. Am 06.02.2025 ab 13:30 Uhr stellen die Studierenden ihre Entwürfe im Foyer der Hochschule vor. Eine Jury aus Vetreter:innen des Rotary Club Merseburg, der Stadtverwaltung und der Hochschule wählt drei Gewinnerprojekte aus.
Einen vertiefenden Einblick in das Projekt vermittelt der Artikel Gestaltungswettbewerb: Merseburger Zaubersprüche im öffentlichen Raum von Christian Franke
Julia Auf der Maur – Recherche zu „Maman“ von Louise Bourgeois
„Die Riesenspinne „Maman“ der französisch-US-amerikanischen Künstlerin Louise Bourgeois (*1911, †2010) ist eine monumentale Skulptur aus Stahl und Marmor, über 9 Meter hoch. Bourgeois setzte sich in ihren Werken intensiv mit ihrem eigenen Leben auseinander und verarbeitete dabei auch ihre Kindheitserinnerungen. Die Spinne ist eines ihrer zentralen Motive und symbolisiert für Bourgeois ihre Mutter. Sie verkörpert die Ambivalenz der Mutterschaft mit lebensspendenden und lebensvernichtenden Zügen. Die Skulptur lädt Besuchende ein, sie zu umrunden und unter ihr hindurchzugehen, wodurch ein Gefühl von Schutz und Bedrohung entsteht. Ihre filigranen Beine und das Netz aus Marmoreiern schaffen eine beeindruckende Balance aus Stärke und Zerbrechlichkeit. […]
Die Skulptur gibt Bourgeois’ persönlicher Vergangenheit eine präsente, universelle Form, die sowohl intime Erinnerungen als auch kollektive Assoziationen anspricht. Mit „Maman“ gelingt es Bourgeois, eine Erfahrung zu schaffen, die lange nachwirkt und immer wieder neue Interpretationen erlaubt.“
Bildquelle:
By M.B.ZH – Own work, CC BY-SA 4.0, Link (unverändert)
Nils Carver – Recherche zu The Weather Project von Olafur Eliasson
Olafur Eliassons „The Weather Project“ wurde 2003 in der Turbinenhalle der Tate Modern in London präsentiert und gilt als eines der bedeutendsten Werke des Künstlers. Die Installation thematisiert das Wetter als universales Phänomen, das Kulturen und Menschen verbindet, jedoch im Alltag oft unbeachtet bleibt. Eliasson inszenierte eine riesige künstliche Sonne, bestehend aus 200 Monofrequenzlampen, deren gelbes Licht den Raum in eine monochrome Atmosphäre taucht. Eine Spiegeldecke über die gesamte Länge der Halle verdoppelte den Raum optisch, während kontinuierlich Nebel in die Luft gepumpt wurde, um eine mystische undsurreal anmutende Szenerie zu schaffen.Die Installation zielte darauf ab, die Wahrnehmung der Besucher:innen zu verändern. Das Monofrequenzlicht reduzierte die Farbenwahrnehmung auf Gelb- und Schwarztöne, wodurch Details verschwanden und eine konzentrierte, fast meditative Stimmung entstand. Viele Besucher:innen legten sich auf den Boden, beobachteten ihr verzerrtes Spiegelbild oder formten gemeinsam Muster und Symbole in der Spiegelung. Dieser interaktive Ansatz machte die Installation zu einem kollektiven Erlebnis, bei dem die Grenzen zwischen Kunstwerk und Publikum verschwammen.
Eliassons Intention war es, die Beziehung zwischen Mensch und Natur im urbanen Kontext neu zu inszenieren. Die künstliche Sonne steht symbolisch für die Rolle der Natur als Lebensquelle, die im städtischen Alltag oft vergessen wird. Durch die immersive Gestaltung regte das Werk dazu an, die eigene Umwelt bewusst wahrzunehmen und über die Abhängigkeit des Menschen von natürlichen Prozessen nachzudenken. Gleichzeitig lud es zur Reflexion über Gemeinschaft und die eigene Rolle in einem größeren Ganzen ein.
Die Rezeption des Werks war überwältigend: Die Tate Modern verzeichnete während der Ausstellung einen signifikanten Anstieg der Besucherzahlen, und das Kunstwerk erlangte weltweit mediale Aufmerksamkeit. Kritiker lobten die emotionale Tiefe, die universelle Zugänglichkeit und die innovative Verbindung von Natur, Technologie und menschlicher Wahrnehmung. Bis heute inspiriert „The Weather Project“ immersive und partizipative Installationen, die Menschen über Kunst miteinander und mit ihrer Umwelt in Dialog bringen.
Bildquelle:
wonderferret, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons, Link (unverändert)
Lena Djalek – Recherche zum Museum Leuchtenburg („Porzellanwelten“)
Die „Porzellanwelten“ vereint die Geschichte der Region, die Herstellung und die Kunst des Porzellans in thematisch inszenierten Räumen, die mit Emotionen und Storytelling faszinieren. Interaktive Stationen wie ein Alchemistenlabor laden zum Interagieren ein, während Licht-, Ton- und Rauminstallationen die Sinne anregen. Highlight ist der Steg der Wünsche, von dem man einen beschriebenen Porzellanteller über den Burghang zerschellen lassen kann.
[…] Die Porzellanwelten zeigen, wie ein vermeintlich verstaubtes Thema durch innovative Präsentationsformen neu belebt werden kann. Besonders positiv hervorzuheben ist die bewusste Abkehr von konservativen Museumsansätzen hin zu einem Erlebnisraum, der den Schwerpunkt auf Mehrschichtigkeit und Storytelling legt. Diese Strategie ermöglicht es sowohl weiterhin Fachpublikum zu erhalten als auch neue Zielgruppen zeitgemäßer anzusprechen. Die Kombination aus Interaktivität, Erlebnisorientierung und Emotionen macht die Ausstellung zu einem Vorbild für moderne Museumskonzepte. Diese resultierten selbst daraus, dass die Leuchtenburg sich von anderen Museen inspirieren lassen hat. Es wird deutlich, dass man im Kulturbereich voneinander lernen kann und somit einige Ansätze, wie z.B. Barrierefreiheit schneller und effektiver voranbringen kann. Im Zugang zu den Informationen und Ausstellungsinhalten würde ich mir mehr Diversität (Multilingualität, Brailleschrift, stärkere Kontraste und mehr Licht) wünschen. Dafür baut die Möglichkeit, Materialien zu berühren und die fehlende Museumsaufsicht Berührungsängste ab, die mit Museen oft assoziiert werden.
Abbildung und Beitragsbild:
Lena Djalek
Mara Grau – Recherche zur Leipziger Notenspur
Die Leipziger Notenspur ist ein 5,2 km langer Rundweg durch die Innenstadt, der Musik- und Stadtgeschichte verbindet. Edelstahlintarsien und Infotafeln führen zu 23 interaktiven Stationen mit Hörproben, Quiz und optionaler App. Sie lädt Besucher jeden Alters ein, Leipzigs musikalisches Erbe zu entdecken. Flexible Einstiegspunkte machen die Route besonders einladend.
Das Wegeleitsystem besteht aus in den Straßenbelag ebenerdig eingelassenen geschwungenen Edelstahlintarsien. Durch die glatte Oberfläche reflektieren diese das Licht der Straßenlaternen und sind damit auch bei Nacht gut sichtbar. Dank ihnen ist kein mobiles Endgerät für das Absolvieren der Route notwendig. Die 23 Informationstafeln, zu denen die metallenen Wellen führen, sind immer gleich aufgebaut. Ein kurzer Text beschreibt in deutscher und englischer Sprache die jeweilige Station, danach folgen drei verschiedene Leipziger Festnetz-Telefonnummern. Wenn man diese anruft, ertönt entweder ein deutscher oder englischer Audioguide oder ein Hörbeispiel eines Werkes des jeweils vorgestellten Komponisten. Im unteren Bereich der Tafeln findet man Pfeile, die auf die vorherige, sowie nächste Station der Notenspur verweisen. Ringsherum findet man wellenförmige Linien, die die Edelstahlintarsien aufgreifen und damit die Zusammengehörigkeit zeigen. Ergänzend dazu befinden sich auf manchen Tafeln Fotos, Knöpfe, die die Hörproben direkt über in der Tafel verbaute Lautsprecher abspielen, und sogar ein Quiz für Kinder und Erwachsene mit Lösungen auf der Rückseite.
Abbildung:
Mara Grau
26106 – Recherche zur Kunsthof Passage Dresden
Die Kunsthofpassage in Dresden ist ein urbanes Kunstprojekt, das 1997 im Rahmen eines umfassenden Renovierungsprogramms entstand. Ziel war es, verfallene Hinterhöfe zwischen der Görlitzer und der Alaunstraße im Stadtteil Neustadt wiederzubeleben und mit kreativer Architektur aufzuwerten. Die Passage umfasst fünf thematisch gestaltete und öffentlich zugängliche Innenhöfe, die jeweils eigenständige künstlerische Konzepte repräsentieren: den Hof der Elemente, den Hof des Lichts, den Hof der Tiere, den Hof der Fabelwesen und den Hof der Metamorphosen. Mit ihrer Verbindung von künstlerischer Vision und städtebaulicher Funktion ist die Kunsthofpassage ein bedeutendes Beispiel für die erfolgreiche Integration von Kunst im öffentlichen Raum. Sie verdeutlicht, wie kreative Konzepte zur Aufwertung urbaner Lebensräume und zur Förderung sozialer Begegnungen beitragen können. Das Ensemble kombiniert Kunst, Architektur und Umwelt auf innovative Weise. Besonders hervorzuheben sind die musizierenden Regenrinnen im Hof der Elemente, die durch das Zusammenspiel von Regen und Gestaltung eine akustische Komponente schaffen. Alle Höfe erzählen durch ihre fantasievoll gestalteten Fassaden eine eigene Geschichte. Besucher:innen können die Kunstwerke nicht nur betrachten, sondern auch in Ateliers und Kunsthandwerksläden stöbern oder in den angrenzenden Cafés verweilen.
Bildquelle:
Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons, Link (unverändert)
Ina Krüer – Recherche zu „Das Wunderland von Alice“ im Kunstkraftwerk Leipzig
Die immersive Ausstellung „Das Wunderland von Alice“ im Kunstkraftwerk Leipzig bietet den Besucher*innen eine faszinierende Reise in die magische Welt von Lewis Carrolls Alice im Wunderland. Durch die Verbindung von moderner Technik und klassischer Literatur entsteht ein besonderes Erlebnis. Die Ausstellung nutzt innovative Mittel wie 360°-Projektionen, interaktive Lichtinstallationen, generative KI-Elemente und 3DMapping, um die surrealen Landschaften und Figuren aus Carrolls Werk lebendig werden zu lassen. Bereits beim Betreten der Maschinenhalle werden die Besucher*innen in großflächige Projektionen gehüllt, die Traumwelten und fantastische Szenerien darstellen. In der Kesselhalle wird die Wahrnehmung von Zeit thematisiert, etwa durch den leuchtenden Schriftzug „Wie lange ist für immer?“, der in Kombination mit Musik und Lichteffekten eine tiefgreifende, atmosphärische Wirkung erzielt. Hier wird das Publikum auch zur Reflexion angeregt. Ein besonderes partizipatives Element der Ausstellung ist die Möglichkeit, eigene Ausmalbilder – etwa von der Grinsekatze – zu gestalten und anschließend digital projizieren zu lassen. Dadurch werden die Besucher*innen selbst zu aktiven Mitwirkenden und Teil der Ausstellung.
Abbildung:
Ina Krüer
Luise Mettke – Recherche zum Grenzmuseum Schifflersgrund
Das Grenzmuseum Schifflersgrund, eröffnet 1991, wurde 2024 umfassend modernisiert und bietet in der Dauerausstellung „Der Schifflersgrund und die innerdeutsche Grenze“ einen tiefgreifenden Einblick in die deutsch-deutsche Geschichte. Besucher erleben die Ausstellung interaktiv entlang eines roten Fadens oder individuell, unterstützt durch Zeitzeugenberichte, 150 Videointerviews und originale Exponate. Die visuell und emotional gestalteten Räume verbinden Innen- und Außengelände, darunter originale DDR-Grenzanlagen. Ein grenzübergreifender Wanderweg und mediale Elemente wie Touchscreens und interaktive Modelle machen die Geschichte lebendig. Barrierefreiheit, Workshops und digitale Formate runden das Angebot ab und fördern Reflexion sowie Demokratiebildung.
Abbildung:
Madlen Beckmann, Grenzmuseum Schifflersgrund
Lena Tohoff – Recherche zu Portals Dublin – New York
Jedes Portal ist eine große runde Skulptur mit einem Bildschirm und einer Kamera, die auf die Personen ausgerichtet ist, die vor dem Portal stehen. Über einen 24h-Livestream ist jedes Portal mit jeweils einem anderen Portal verbunden, sodass Menschen sich in Echtzeit gegenseitig sehen und miteinander interagieren können. […] Wer davor steht, kann Menschen an anderen Orten zuwinken, ihnen etwas zeigen und sich auf dem großen runden Bildschirm anschauen, wie die Welt dort gerade aussieht. Das soll Verbindung schaffen und das Bewusstsein stärken, dass wir alle den selben Planeten teilen. […] Der Gedanke, Menschen zusammenzubringen, sie dazu einzuladen, sich auf andere Kulturen, Denkweisen und Geschichten einzulassen und Freundlichkeit in die Welt zu senden, begeisterte die Menschen und Zeitungen.
Bildquelle:
By Rhododendrites – Own work, CC BY-SA 4.0, Link (unverändert)
Projektdaten:
Lehrveranstaltung: | Projekt Informationsdesign |
Dozentin | Prof. Kerstin Alexander |
Teilnehmer*innen | Studierende des MIDMM22 |
Zeitraum: | Wintersemester 2024/2025 |